SY "NYALA"-GER 8644

 

13.06.2025: NYALA ist endlich reiseklar

Dienstag, 10.06.25


Heute hat sich einiges bewegt. Die wichtigsten Neuigkeiten gab es in einem Telefonat mit Lars von der Breehorn-Werft, der mir mitteilte, dass der Code 0, die Kutterfock, die C-Map Karte für die gesamte Ostsee, ein paar große Sicherungen als Ersatz für Ankerwinsch und Bugstrahlruder und vor allem auch die nun wesentlich höheren Kojensegel am Donnerstagabend vom Inhaber der UK/de Vries Segelmacherei in Makkum persönlich angeliefert werden, der ohnehin einen Termin in Aarhus (DK) hat.

Somit ist klar, dass wir mit vollständiger Segelgarderobe die Midsummersail bestreiten können. Insbesondere der Code 0 war mir sehr wichtig, weil wir – nach den Erfahrungen der letzten Jahre – durchaus mit schwachen Winden zu rechnen haben.

Die Entscheidung darüber, ob die Genua neu gebaut wird oder nicht, steht noch aus. De Vries ist genau wie Breehorn und ich der Meinung, dass neu gebaut werden muss, die Entscheidung wird aber erst in den nächsten Tagen (oder Wochen) in der Türkei beim Membranhersteller gefällt. Es sieht aber ganz gut aus.

Bei Malte Steckmest habe ich inzwischen ein neues LED-Dampferlicht, eine (weitere) 5kg-Propangasflasche und noch ein paar weitere Vorreiber für die Kleiderschränke im Vorschiff und der Achterkajüte bestellt.

Aus dem Bestand an 12 mm Dyna lite Fallen- und Schotenmaterial habe ich ein neues, längeres Großfall und eine längere Außenschot für die Genua gemacht. Das Einscheren gestaltete sich etwas schwierig, weil es gestern immer nur sehr kurze Regenpausen gab. Erst am Abend haben wir das Fall dann in einem nur vermeintlich günstigen Moment eingeschoren und nun auch über die zweite Rolle im Galgen für das Achterstag geführt. Wir hoffen, dass der immense Verschleiß im Kopfbrettbereich nun der Vergangenheit angehört.

Meine liebste Nici, die sich seit einer Woche mit Beschwerden im rechten Knie und einer Entzündung des Brustbeins rumgeplagte, hat wider Erwarten einen Termin beim Osteopathen bekommen und hat weitere Tiefkühl-Fertiggerichte zum Testen aus der Stadt mitgebracht. Inzwischen haben wir fünf wirklich leckere Gerichte ausgewählt, die unseren Menüplan bereichern werden und in kürzester Zeit ohne die Erzeugung von größeren Müllbergen zuzubereiten sind. Dafür wird unsere Tiefkühlbox zwar nicht ausreichen, aber ein paar Tage werden sich die Gerichte auch im normalen Kühlschrank bei entsprechend niedrig eingestellter Temperatur halten.

Unser LG-Waschtrockner bewährt sich prächtig an Bord, benötigt aber sehr viel Wasser. Während des Segelns werden wir ihn wohl eher nur im Notfall einsetzen, was aber auch unserem Stromverbrauch zu Gute kommen wird.

Die einzig schlechte Nachricht des heutigen Tages war, dass der von Kai Mares angekündigte Interessent für meine „Kialoa“ den Termin verschieben musste, der für morgen geplant war.

Gegen 22:00 Uhr gehen wir auf die Koje und freuen uns über unser Glück.

Mittwoch, 11.06.25

Bereits um halb fünf bin ich hellwach. Ich stehe aber noch nicht auf, sondern blicke lange und sehr zufrieden Nici an, die neben mir – das Gesicht mir zugewendet – noch friedlich schlummert.  Nachdem ich mich (vorerst) an Nici sattgesehen habe, gehe ich um viertel vor sechs unter die (Bord-) Dusche und freue mich wie ein kleines Kind über den Komfort auf unserer NYALA. Unter Deck surrt die Heizung und über der Schlei geht hellrot glühend die Sonne auf. Mir scheint, ich habe (zumindest in den letzten Monaten) alles richtig gemacht.

Es ist ein sehr schönes Gefühl für uns, dass der Stress der letzten Wochen so langsam von uns abfällt. Wir haben den Eindruck, dass nun alles – was mit dem Boot zusammenhängt – so langsam ins Reine kommt und blicken sehr zuversichtlich auf die kommenden dreieinhalb Monate unserer Reise.

Am Nachmittag wird uns bewusst, wie teuer Lebensmittel geworden sind, als wir mit unserer Freundin Kathrin Minners bei Edeka einkaufen gehen. Für zwei volle Einkaufswagen mit haltbarem Proviant (Fleisch, Wurst, Käse, Quark, Johghurt und sonstiger Frischproviant fehlt noch komplett müssen wir 540 Euro bezahlen. Ich gehe davon aus, dass für den Frischproviant mindestens weitere 200 Euro fällig werden.

Das Wegstauen des Proviants ist nicht ganz trivial, weil  sowohl der Längs- und Quertrimm des Bootes, wie auch die Reihenfolge des Verbrauchs und Druckempfindlichkeit der Staugüter berücksichtigt werden müssen. Nachdem (vorerst) alles vermeintlich sinnvoll verstaut ist, laden wir unsere Fahrerin und Helferin Kathrin zum Abendessen in die Fährschenke ein. 

Zurück an Bord schnacken wir noch ein wenig über die Option, Kathrin auf der Etappe Luleå – Stockholm zwei Wochen mitzunehmen. Das hätte für Nici und mich den Vorteil, dass wir nicht so hart von einer Fünfercrew auf Doublehand umsteigen müssten.Die Mädels scheinen sich blendend zu verstehen, wir lachen sehr viel an diesem Abend.

Als Kathrin von Bord geht, wird es langsam dunkel. Ich schaue mir die „NYALA“  nochmal von vorn an und stelle fest, dass die – auf meinem eigenen Mist gewachsene – Proviantstauerei schlecht für den Längstrimm war. Das Heck liegt schon wieder sehr tief im Wasser, obwohl niemand im Cockpit sitzt. Verdammt, das kann nicht so bleiben! Nici ist schon total müde und schlägt vor, das erneute Umstauen auf den morgigen Tag zu verschieben. 

Doch auch morgen sind wieder einige Dinge zu erledigen. Also schicke ich meine Liebste auf die Koje, bewaffne mich wieder mit den Einkaufstaschen und räume den doch recht schwer beladenen Stauraum unter dem Kopfende der Koje in der Achterkabine wieder komplett aus und staue alles unter der Backbord-Salonkoje ein, die leichteren Sachen nach achtern, die schwereren nach vorn.

Außerdem beschließe ich, die noch fehlenden Segel (Code 0 und Kutterfock) nicht – wie ursprünglich geplant – in der begehbaren Backskiste, sondern lieber in der Segellast und unter dem Kopfende der Vorschiffskojen einzustauen und dort möglichst auch das zweite Fahrrad unterzubringen.

Um hier Platz zu schaffen müssen meine fünf Kites, die zum Glück in Summe nur 20 kg auf die Waage bringen, nach achtern.
Zur weiteren Gewichtsersparnis sollen die insgesamt etwa 40 kg schweren Topper aus 8 cm dickem Latex in der Segelkammer bleiben, wo dann insgesamt zwischen 250 und 300 Kilogramm an Ausrüstung von der NYALA für die nächsten Monate zwischengeparkt werden sollen.

Als ich um viertel vor eins in der Nacht mit der Umstauerei fertig bin und die Schwimmwasserlinie erneut gecheckt habe, schnarcht Nici im Vorschiff so laut, dass ich mich für den nun wohlverdienten Schlaf lieber gleich auf die Steuerbord-Salonkoje verhole, wo ich sofort ins „Koma“ falle.


Donnerstag, 12.06.25

Trotz kurzer Nacht sind wir wieder früh unterwegs. Nici ist schon um halb fünf zu ihrem zwölf Kilometer langen Morgenspaziergang aufgebrochen. Um mich nicht zu wecken hat sie das in Docksides (Bootsschuhen) getan , was ein Fehler war. Schon auf dem Rückweg hat sie schon nach etwa Dreiviertel der Strecke Blasen unter der Ferse gespürt. Ich habe es ja schon immer gesagt (und gewusst): Segelschuhe sind keine Wanderschuhe!

Ich mache mich nach der morgendlichen Dusche um viertel nach sieben an die Arbeit und beginne mit der Montage der Halterung für die neue Mann- über- Bord Markierungsboje. Der Halter ist eigentlich für die Befestigung an Heckkörben mit einem Rohrdurchmesser von 25 mm optimiert. Unser hat 30 mm und passt deshalb nicht. Mit der Bügelsäge schneide ich die hakenförmige Schelle ab und schraube die Halterung dann am Brett für den Außenborder an. So ist das Ding nicht im Weg und trotzdem gut zugänglich.

Nach dem Frühstück kommen Topper, leere Reisetaschen, die (noch immer ungetestete) Passatgenua in die Segelkammer und die Kites nach achtern, um Platz für weitere Segel unter der Vorschiffskoje zu schaffen.

Am frühen Nachmittag kommt Jörg aus Glückstadt angefahren, der seit mehr als 30 Jahren selbständiger Klempnermeister ist. Nach einem kurzen Schnack macht er sich an die Arbeit und dichtet mit Teflonband erstmal das undichte T-Stück am Druckausgleichsbehälter des Watermakers ab. Bei der Inbetriebnahme vermissen wir ein deutsches Handbuch und eine zusammenhängende Skizze der gesamten Hydraulik des Watermakers. Die im englischen Manual gezeigte Skizze ist seitenverkehrt, was uns aber erst nach einer Weile auffällt. Auch einen Probeentnahmehahn für das produzierte Wasser vermissen wir.

Jörg hat heute seinen 27. Hochzeitstag und müsste eigentlich am frühen Abend wieder in Glückstadt sein, um mit seiner Frau zum Essen zu gehen. Doch Jörg setzt die Prioritäten zugunsten der NYALA und unseres Sommertörns und arbeitet so lange, bis der Watermaker läuft. Ein Telefonat mit Marc von der Werft, der aber offensichtlich wenig Erfahrung mit Entsalzungsanlagen hat, bringt uns auf die richtige Fährte. Um kurz vor fünf läuft der Watermaker und füllt den Tank mit durchschnittlich 70 Litern in der Stunde, was – aufgrund des geringen Salzgehaltes der Schlei – deutlich über der Nominalleistung liegt. Jetzt aber schnell ins Auto Jörg und ab nach Hause. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschieden wir meinen alten Freund, den ich schon Mitte der 80er-Jahre über den kürzlich recht tragisch verstorbenen Jonn Minners (den Exmann unserer Freundin Kathrin) kennengelernt hatte.

Zwischendurch kam Tobias von Co-Segel vorbei, der das gesamte Rigg aufgemessen hat, damit uns Co-Segel auch während unserer Weltumsegelung mit neuen Segeln helfen kann, ohne irgendwo in der Südsee zum Aufmass kommen zu müssen. Der Anlass war das Aufmass für die Genua 3, mit der ich unsere Segelgarderobe möglichst noch in diesem Sommer vervollständigen möchte. Leider weht es zu kräfig und vor allem von achtern, so müssen wir das Aufmaß der Genua auf Montag verschieben.

Am frühen Abend steht der letzte Termin des Tages mit UK Sails Netherlands/de Vries an. Marcel, der Chef ist mit zwei Freunden auf dem Weg nach Aarhus, wo die beiden ein älteres 35-Fuß Boot gekauft haben, das die Frau von Marcels Freund zum Muttertag geschenkt bekommen hat, ein sehr üppiges Geschenk…

Marcel hat den Code 0 und die Kutterfock für die NYALA im Auto und bringt uns auch diverse Lastsicherungen als Reserve, den Furler für Code 0 und die Passatfock nebst Wickelleine und vor allem auch die CMap-Karte für die gesamte Ostsee mit, auf die wir schon dringend gewartet haben.  Mit der ebenfalls heute angekommenen Tabak- und Zigarettenhülsenlieferung sind wir bis auf den Frischproviant reiseklar. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Auch unser Salon ist mit einem Bild der Nyala unter Segeln noch ein wenig wohnlicher geworden.

Zum Abendessen gibt es Bami Goreng, ein weiteres TK-Fertiggericht und zum Nachtisch frische Erdbeeren. Wir sind glücklich und zufrieden!

Zum Schluss noch ein paar Bilder der letzten Tage...




09.06.2025: Liegezeit Kappeln

Inzwischen wissen wir ja, dass unsere NYALA ordentlich segelt, es gibt allerdings noch unendlich viele technische Details, die von uns und ganz speziell von mir als Skipper entdeckt und verstanden werden müssen. Viele Ausrüstungsgegenstände wie zum Beispiel einen Watermaker, einen Ölofen oder ein Satelliten-Kommunikationssystem wie Starlink hatte ich noch nie an Bord, bei anderen ist die Bedienung ganz anders als bei den mir bekannten Vorgängermodellen.

Die von der Breehorn-Werft an mich übergebenen Installations- und Bedienungsseiten verteilen wir alphabetisch sortiert auf zwei prall gefüllte DIN A4-Ordner und darin sind noch nicht einmal alle Handbücher. Viele Manuals liegen gar nicht in gedruckter Form vor und müssen – teils erst nach mühsamer Recherche im Internet – von den Hersteller- oder Händlerseiten  - in digitaler Form heruntergeladen und auf unserem Borddrucker ausgedruckt werden. Danach beginnt das teils nervige Studium der diversen Handbüchern.

Außerdem fallen noch ein paar Mängel auf, die vor Beginn unseres Sommertörns in Ordnung gebracht werden müssen. Beim Test des Watermakers leckt dieser bei der Produktion von Frischwasser auf der Ausflussseite recht erheblich, hier hat angeblich schon der Hersteller (Schenker) die mangelnde Abdichtung mit Teflonband zu verantworten. Auch der Dickinson Ölofen arbeitet nicht richtig und muss justiert werden.

Den Ölofen benötigen wir nicht zwingend, den Watermaker aber unbedingt auf der Midsummersail. Zum Glück habe ich mit Jörg Bloching nicht nur einen sehr kompetenten Mitsegler, sondern auch ausgebildeten und sehr erfahrenen Gas- und Wasserinstallateur an Bord. Mal sehen, ob er den Watermaker dicht bekommt.

Auch unser Dampferlicht funktioniert nicht mehr. Bis zur Trennstelle unter dem Mast liegen 26 V an, also liegt das Problem entweder in einem Kabelbruch auf dem Weg vom Deck bis zur Laterne oder aber in der winzigen (aber angeblich zugelassenen) Dampferlaterne selbst.

Am Pfingstmontag steht der – normalerweise bei mir wöchentliche – Riggcheck an, der auf der „NYALA“ nun zum ersten Mal stattfindet. Bewaffnet mit ein paar Rollen weißem Tape, ein paar Schraubendrehern und Schraubenschlüsseln lasse ich mich im Bootsmannsstuhl von Nici bis in den Masttopp vorheißen.

Zunnächst erkenne ich die Ursache für den hohen Verschleiß im Kopfbereich des Großfalls. Die Jungs von Tuned Rigs haben das Großfall nicht über die (zusätzliche) Rolle im Mastgalgen geführt, die etwa 5cm hinter der Achterkante des Masts sitzt. So schamfilt das Fall nun ständig im Bereich des Kopfbretts an der Oberkante der angeschraubten Harken-Schiene für die Vorlieksrutscher. Das ist wahrscheinlich leicht zu beheben, indem ich das Fall umschere.

Das defekte Dampferlicht muss ich mit entsprechendem Werkzeug in einem weiteren Mastcheck ausbauen oder an der Einbauposition prüfen. Nach den Arbeiten im Topp und den Salingsnocken wurde es mir allerdings auf Dauer zu unbequem im bzw. auf dem Bootsmannsstuhl.

Ansonsten fühlen wir uns jedoch pudelwohl auf der NYALA und genießen jeden gemeinsamen Tag an Bord sehr. Am Pfingstmontag wären wunderbare Segelbedingungen gewesen, ich muss jedoch zugeben, dass ich mich im Handling des Bootes mit einer noch nicht eingespielten Zweiercrew zu unsicher fühle und Schrammen beim An- und Ablegen sowie Stress bei Segelmanövern vermeiden möchte und insbesondere Nici nicht gleich zu Beginn unseres Segelsommers zu viel Stress zumuten möchte.

Statt zu Segeln genießen wir sehr bewusst den zwar  relativ bescheidenen, aber doch völlig ungewohnten Luxus auf der NYALA, die langsam unser Zuhause wird. Besonders freue ich mich über die tägliche Dusche an Bord mit ausreichend viel richtig heißem Wasser für uns beide, die superkomfortablen Matratzen im Vorschiff und die üppigen Wassertank- und Kühlkapazitäten.


06.06.2025: Reisebericht Sommertörn 2025, Teil 3 (Brunsbüttel-Kappeln)

Dienstag  03.06.25

Heute darf die „NYALA“ das erste Mal auf der Ostsee segeln. Um 07:45 Uhr legen wir in Schilksee ab und setzen sofort nach dem Passieren der Hafenausfahrt die Segel. Zunächst mit halben Wind, ab Bülk raumschots und ab dem Stollergrund platt vor dem Wind laufen wir bei sechs bis neun Knoten Wind bis zur Sperrgebiets Tonne 5 des Sperrgebietes vor Damp eigentlich ganz flott gen Norden. Querab Olpenitz flaut der Wind leider soweit ab, dass wir motoren müssen.

Glücklicherweise steht in der Schlei heute nur wenig Strom, was dazu führt, dass das – bei starkem Strom oft heikle – Anlegemanöver auf Anhieb gut gelingt. Die uns zugedachte Box Nr. 15 ist leider zu schmal für die NYALA, deshalb müssen wir uns reinquetschen, was aber letztlich geht.

Nach dem Festmachen beginnen wir das Heck der NYALA ein wenig zu leichtern, um das Boot besser auf die Konstruktionswasserlinie zu bekommen. Dazu wandern einige Ersatzteile von Bord und der Heckanker nach vorn in den Ankerkasten. Das überflüssige Geraffel wandert in die Segelkammer in der Werfthalle, wo allerdings auch noch einige Dinge lagern, die wieder an Bord müssen.

Am Abend lädt uns Jürgen in der Fährschänke zum Fischessen in der Fährschänke ein. Danach fallen wir bald müde auf die Kojen.


Mittwoch, 04.06.25

Nach einem (vorerst) letzten Frühstück mit Jürgen kommt ein Motorschrauber der Firma Vogt aus Kappeln und führt die 50h-Inspektion, die im Wesentlichen aus dem Motoröl- und Filterwechsel  und einer kurzen Funktionsprüfung besteht, durch. Da unser Honda BF 2,3 Außenborder nach vier Jahren Standzeit mit neuem Sprit nicht anspringen will, gebe ich den gleich an Vogt zur Reparatur. Wahrscheinlich ist der Vergaser reinigungsbedürftig.

Jürgen hat Glück und wird vom netten Motorschrauber samt seinem Gepäck zum Omnibusbahnhof Kappeln mitgenommen, der schräg gegenüber von Fa. Vogt ist. 

Nachdem Jürgen von Bord ist, fahren Nici und ich mit den Fahrrädern in die Stadt auf, um ein paar neue Jeans für mich zu kaufen. Tatsächlich finden wir bei Jeans Fritsch ein paar prima passende Hosen für kleines Geld. Das eingesparte Geld wird jedoch gleich wieder beim Schiffsausrüster „reinvestiert“, wo diverse Bändsel, unter anderem  für die Pütz und für die Spannlaschings der Reling, ein paar Klebepadeyes zum Aufhängen der Fallen am Mast im Winschenbereich und ein Wasserkessel gekauft werden.

Zurück an Bord machen wir uns an die Inventur und das Umstauen unserer Lebensmittel. Dabei bricht ein bisschen das Chaos aus, weil gleichzeitig auch die Pantry umgeräumt wird. Die (von uns beiden) gemachte Unordnung stört uns so sehr, dass wir uns ein wenig streiten. Nici fühlt sich – zumindest teilweise zu Recht – ungerecht behandelt. Nachdem wieder Ordnung an Bord ist, ist alles wieder gut.

Das  Dinner nehmen wir wieder in der Fährschenke ein.


Donnerstag, 05.06.25

Heute sollen wir in unsere „richtige“ Box Nummer 25 verholen. Da der schleiabwärts setzende Strom heute deutlich stärker ist, wird das spannend. Deshalb warten wir damit bis nach dem Frühstück mit meinem Freund Stefan aus Kiel, der die NYALA besichtigen kommt.

Just zu dem Moment, wo die Jungs von Henningsen und Steckmest das Boot aus „unserer“ Box ziehen, um den fliegenden Wechsel vorzunehmen, geht eine heftige Böe über die Schlei, die unser Ablegemanöver massiv erschwert.
Der hart von Backbord quer einfallende Wind drückt unseren Bug kräftig nach Steuerbord, mit unserem Anker touchieren wir leicht das Relingsnetz der neben uns liegenden „Avalon“, und verbiegt – so glauben wir jedenfalls – leicht eine Relingsstütze. 

Außerdem schwimmt unsere selbstaufblasende Mann-über-Bord Rettungsboje in der Schlei und kann leider auch später nicht geborgen werden. Okay, darum kümmern wir uns nach dem Verholen.

Nachdem wir uns aus der alten Box rausgehüsert haben, beginnt nun der aufregende Anlauf in die richtige Box, diesmal gelingt uns trotz widriger Bedingungen ein recht gutes Anlegemanöver.  Nach dem Festmachen klettern wir auf die „Avalon“, bei der nicht nur die von uns möglicherweise in „Mitleidenschaft“ geratene Relingsstütze ziemlich verbogen ist. Wahrscheinlich vom Zug der Spinnaker-Achterholer stehen fast alle Stützen auf dem Boot deutlich nach innen.

Wir richten die Stütze so, dass sie genauso aussieht wie die auf der anderen Seite und lassen auch den Hafenmeister einen Blick darauf werfen. Der Fuß steht nach wie vor bombenfest an Deck, weitere Spuren haben wir auch nicht hinterlassen, was auch die beiden Jungs von Henningsen und Steckmest bestätigen. Ärgerlich ist, dass die MOB-Boje weg ist. Schnell radele ich zu „Skips“ und bestelle eine neue, Schaden 275,- €!

Am frühen Nachmittag kommen Franklin und Tonja von der „Franea“ zur Besichtigung, danach Hauke Steckmest. Alle sind angetan von der „NYALA“. Ich äußere Hauke gegenüber, dass mir der klassische Ausbaustil der Scalar-Yachten besser gefällt, als das sehr geradlinige, eher moderne Innendesign der NYALA. Darauf sagt er, dass wahrscheinlich auch bei Henningsen & Steckmest ein Umdenken erfolgen muss. Der bisherige Stil sei einfach zu zeitaufwändig und damit zu teuer.

Als Gastgeschenk hat er eine sehr nett geschriebene Karte und eine „Gin-Flagge“ mitgebracht, die anzeigt, dass man sich über Besuch freut. Außerdem sind die erst einen Tag vorher bestellten Vorreiber für die Schubladen angekommen, die ich im Hafenbüro abhole und nach ein paar Überlegungen auch gleich montiere. Alle mit Auszugsrichtung quer zur Kiellinie eingebauten Schubladen und auch der große Mülleimer sind – nach meiner Auffassung – nun sturmsicher, jedenfalls wenn man die Vorreiber auch benutzt…

Als letzten Akt des Tages probieren wir die leider völlig unbrauchbaren Leesegel der Salonkojen aus, die nicht nur zur kurz, sondern auch viel zu niedrig sind. Selbst Nici’s süßer Po findet keinen Halt in diesen Kojensegeln. Also sende ich noch zwei Mails nebst Fotos und Rechnung für die Vorreiber an Breehorn mit den momentan anstehenden Dingen und Fragen. Danach ist es nach Mitternacht, höchste Zeit für die Koje, in der meine Liebste schon friedlich schlummert.

Auch wenn wir gestern ein wenig „Ruß in der Küche“ hatten, bin ich glücklich und dankbar, eine so attraktive und tolle Partnerin an meiner Seite zu haben.

Heute Abend haben wir teilweise Tränen über flotte Sprüche von ihr, wie z. B. „So, lieber Kiki, jetzt hast Du Dir Dein trockenes Brötchen für heute Abend wirklich verdient“ – nachdem ich alle Vorreiber montiert hatte – gelacht. Zum trockenen Brötchen habe ich (vermutlich wegen guter Führung) tatsächlich auch noch drei Bockwürstchen erhalten.


Unten findet Ihr die ersten Fotos von der NYALA unter Segeln und ein paar Bilder und von den neuen Schubladensicherungen .

Herzliche Grüße aus Kappeln,



Kiki





02.06.2025: Reisebericht Sommertörn 2025, Teil 2 (Helgoland-Brunsbüttel)

Samstag, 31.05.25
Nach dem Festmachen neben der Bremer Segelyacht „Esprit“ an der Nordpier im Hafen wollten wir noch einen kurzen Anlegeschluck trinken. Daraus wurden leider ein paar mehr. Als wir endlich auf die Kojen gehen, war es schon fast wieder hell.
Eine Stunde später wecken uns die Bremer und wollen auslaufen. Jan, Christian und Jürgen verholen uns in die südlichste Ecke der Ostpier, wo wir dann innen allein liegen. 

Mit Ausnahme von Nici sind alle irgendwie „drüber“ (und noch betrunken), so wird nichts aus dem Schlaf. Schon relativ früh sind wir wieder auf den Beinen und machen einen Spaziergang in das Dorf.

Bei Jörg Rickmers gibt es zwar bergeweise Segelbekleidung, was jedoch fehlt ist eine ordentliche Beschlagsaswahl, der Schiffsausrüster Engel hat gerade Mittagspause. Im Dorf bekommen wir weder einen Wasserkessel noch ein paar gescheite Aschenbecher. Einen Tisch für das Abendessen in der „Bunte Kuh“ können wir auch nicht reservieren, komplett ausgebucht. Mehr Erfolg verspricht der „Knieper“, wo es allerdings nur Snacks gibt. Wir entscheiden uns letztlich es auf „Gut Glück“ in der „Bunte Kuh“ zu versuchen und sagen den vorschnell im Knieper reservierten Tisch wieder ab.

Jürgen und Nici erkunden gemeinsam das Oberland, Christian treibt sich allein irgendwo auf der Insel herum und Jan und ich erledigen ein paar seemännische Arbeiten.  Beim Wiederanschäkeln des Aufholers vom Hydrogenerator – hier waren Splint und Bolzen vom Wirbel rausgeflogen – brechen wir unseren schönen, selbstgeschnitzten Flaggenstock ab. Zum Glück lässt sich die Bruchstelle mit Epoxy schnell wieder kleben.

Um 18 Uhr treffen wir uns in der „Bunte Kuh“ zum Dinner, zu dem Nici und ich von der Crew eingeladen werden. Wir essen leckeren Fisch und trinken Bier, Wein und Gin Tonic dazu, natürlich NICHT durcheinander. Um halb neun treten wir den Heimweg an, weil es uns zu kalt auf der Terasse wird. Nach einem netten Klönschnack geht es heute schon um 10 Uhr auf die Koje.


Sonntag, 01.06.25
Um kurz nach sieben sitzen wir bereits bei leckeren Aufbackbrötchen zum Frühstück am großen Salontisch. Zwischen acht und neun soll der Helgoländer Fischer kommen, den Jan gestern mit seiner „Käpt’n Iglo“ als Fotoboot für den Palstektest gechartert hat. Leider versetzt uns der Typ, zum Glück hat Jan nicht im Voraus bezahlt.

Um trotzdem ein paar schöne Fotos vom Boot in den Kasten zu bekommen, geht Jan auf die Ostmole. Das ist zwar streng verboten; alle paar Meter stehen entsprechende Hinweisschilder auf der Mole, aber der Zweck heiligt die Mittel, wenn für den Testbericht im „Palstek“ Ausgabe September 2025 ein paar schöne Fotos gemacht werden müssen.

Mit Christian, Jürgen und Nici lege ich allein ab und als wir Jan auf der Mole erkennen können, setzen wir noch im Innenhafen die Segel, um dann mit einer leichten Brise am Wind zwischen den Molenköpfen gen See stechen. Als Jan uns den nach oben gestreckten Daumen zeigt, kommen die Segel wieder runter. Unter Maschine geht es nun zur Bunkerstation in den Osthafen, wo wir unsere Dieseltanks mit 53 Litern besten Marinediesel zum Preis von nur 1,08 €/l bis zum Stehkragen vollmachen. An anderen Bootstankstellen zahlt man das Doppelte für den Diesel…

Leider stimmen die Windvorhersagen heute überhaupt nicht. Statt vier bis fünf Windstärken aus West haben wir nur zwei und die recht bald nach dem zweiten Ablegen aus Westnordwest. Während der Diesel die erste Zeit nur zum Laden der Batterien läuft (was billiger als der Landstrom auf Helgoland ist), müssen wir ab Beginn des Elbfahrwassers „richtig“ unter Maschine fahren, weil der Wind auf vier bis sechs Knoten abgeflauft hat. Wir haben zwar eigentlich genug Zeit, möchten aber gern nach dem Absetzen von Jan und Christian in Cuxhaven weiter nach Brunsbüttel. In diesem Stück der Elbe, wo der Tidenstrom bis zu vier Knoten beträgt, wäre ablaufendes Wasser völlig blöd.

Um 14:50 Uhr machen wir kurz in Cuxhaven fest, um Christian und Jan abzusetzen und unsere Wassertanks wieder aufzufüllen, die seit Harlingen nicht nachgefüllt werden konnten. Bei der Verabschiedung der beiden Jungs haut mich das Feedback der beiden Jungs völlig um.

Jan (der sowohl meine älteren Boote und ein zwei meiner Exfreundinnen kannte):
„Kiki, Glückwunsch zu dem tollen Boot und Glückwunsch zu Nici, die Frau ist Klasse“

Christian: „Kiki, Du hast im letzten Jahr alles TOTAL richtig gemacht. Vielen Dank für die tollen Tage.“

Nachdem die Tankdeckel wieder zugeschraubt sind, legen wir erneut ab und dampfen nach Brunsbüttel, wo wir sofort in die schon gut gefüllte kleine Nordschleuse einlaufen durften. Insgesamt habe ich zirka Yachten in der Schleuse gezählt, die an beiden Seiten auf der vollen Schleusenlänge im Päckchen lagen.

Zwanzig Minuten später ergattern wir einen prima Liegeplatz im Kanalhafen östlich der Schleuse und sogar der Hafenmeister hat – ausnahmsweise mal gute Laune und motzt nicht, wie oft – nur rum. Nici hat schon das Kochen vorbereitet. Heute gibt es Filetsteaks mit Paprikagemüse und Kartoffelgratin.

Außerdem bekommen wir noch Besuch von Jörg und Willem Bloching aus Glückstadt, die die Midsummersail mit uns segeln wollen. Jörg ist schwer angetang von der Breehorn 44. Außerdem nehme ich mit großer Freude wahr, dass es auch zwischenmenschlich zwischen Jürgen, Nici und den Blochings passen wird, zwischen Jörg und mir sowieso, wir kennen und schätzen uns uns schon mehr als 40 Jahre.

Gegen neun Uhr kommt auch noch Jop Schöning auf einen Sprung vorbei, den ich 1993 in Kopenhagen kennengelernt habe. Auch zu ihm ist der Kontakt seitdem nie ganz abgerissen.

Um halb elf liegen wir zufrieden in der Horizontalen…




30.05.2025: Reisebericht Sommertörn 2025, Teil 1 (Woudsend-Helgoland)

Hier der erste Teil des Reiseberichts über unseren Sommertörn 2025...


Mittwoch, 28.05.25
Für heute steht die Jungfernfahrt der „Nyala“ an.  Nachdem die letzten Restarbeiten erledigt sind, geht es um 12:00 Uhr los. Mit an Bord ist Werftchef Lars, der uns bis Harlingen begleitet. Die ersten zwei Stunden verlaufen wenig spektakulär mit Kanal- bzw. Flussfahrt bis Stavoren, wo wir gegen 14:30 Uhr ins Ijsselmeer einschleusen.

Direkt nach der Ausfahrt aus dem Hafen geht das Groß hoch und die Genua wird ausgerollt. Auf der Olsen hätte ich jetzt mindestens ein Reff eingebunden, doch Lars winkt ab. Bei 15-16 Knoten Wind wird auf der Kreuz noch Vollzeug gefahren.
Mit 25° Lage laufen wir auf Steuerbordbug ganz hoch am Wind Richtung Makkum. 

Mit uns läuft eine X441, ein bekannt schnelles Schiff. Nachdem wir uns ein wenig eingesteuert haben laufen wir etwas weniger Höhe, aber dafür einen leicht höheren Speed. Das Boot geht wunderbar durch die kurze, ijsselmeertypisch kurze Welle. Das Großsegel macht einen sehr guten Eindruck, die Genua ist verschnitten und erinnert mich an das letzte Jahr, wo ich mit einer neuen Genua auch unglüklich war.

Das Achterliek liegt zu früh an der oberen Saling an, wirft im unteren Drittel eine Beule nach außen um dann im Saumbereich deutlich zu krallen, wenn man das Liekbändsel angemessen dicht durchsetzt, was erforderlich ist, um ein sehr deutliches Killen der Achterliekspartie zu verhindern.

Irgendwann scheppert es mächtig unter Deck. Die – zugegebenermaßen - recht schwere  Geschirr-schublade in der Pantry hat sich nicht nur geöffnet, sondern ist gleich aus den Teleskopauszügen raus, einmal quer durch den Niedergangsbereich nach Steuerbord geflogen und hat dort nicht nur zwei Müslischalen in Scherben, sondern vor allem auch etliche tiefe Macken hinterlassen.

Ich bin wütend, zeige dies aber – zur Verwunderung von Nici und Jürgen – nicht und bleibe relativ cool. Ich vermute, dass einer meiner Mitsegler die Schubladen nicht verriegelt hat und würde den vermeintlich „Schuldigen“ am liebsten ans Kreuz nageln. Da Lars aber selbst die Schubladen verriegelt hat, muss es sich um eine konstruktive Schwäche der Schubladenbeschläge handeln. Sehr ärgerlich.

Lars ist das „Debakel“ sehr unangenehm. Sofort schickt er per WhatsApp eine Liste mit Dingen wie Lack, Pinsel, Abdeckband und Schleifpapier an Marc, der ihn in Harlingen abholen soll, um den Schaden am besten schon in Harlingen provisorisch beheben zu können.

Um 20 Uhr machen wir im Noorderhaven von Harlingen längsseits an der Pier fest. Marc steht mit den Materialien parat und lässt sich sofort von Lars in den Mast winschen, um die etwas zu lockeren Zwischenwanten nachzutrimmen.

Nach Abschluss aller dringenden Arbeiten trinken wir uns einen im Cockpit. Der erste Liter Mount Gay und etwa anderthalb Liter Weißwein müssen dran glauben. Anschließend fallen wir in einen tiefen Schlaf.

Donnerstag, 29.05.25
Heute wollen wir nach Helgoland starten. Da wir auf die Tide achten müssen, können wir erst um 14:00 Uhr aufbrechen, was für unsere verkaterten Köpfe auch gut so ist. Es regnet den ganzen Morgen, was unserer guten Laune jedoch keinen Abbruch tut. I

ch widme mich den „Geschirrschubladen-Macken“ und tupfe mit schnelltrocknendem Vorlack die ersten drei Schichten in die Kerben in der Toilettentür, der Wand zur begehbaren Backskiste und in die tiefe Schramme am Boden.

Um 13:50 Uhr werfen wir die Leinen los, als die Brücke gerade aufmacht. Nachdem eine Riesen-Mahalla  von Yacten in den Hafen gefahren ist, geht die Brücke zu, wir müssen eine halbe Stunde warten, was nicht weiter schlimm ist.

Vorsichtshalber binden wir schon ein Reff ins Groß, weil es schon in der Abdeckung der Häuser am Hafen ordentlich weht. Als wir aus dem Hafen rausfahren, bläst es mit bis zu 34 Knoten. Da bleibt das Groß unten. Hoch am Wind fahren wir gen Norden und können teilweise nicht genug Höhe fahren.

Der Wind weht weiter ziemlich heftig Jan und ich überlegen, ob wir es wirklich wagen sollen, bei so viel Wind gegen das letzte ablaufende Wasser durchs Seegat zu gehen. Völlig einvernehmlich entscheiden wir uns nach West Terschelling abzulaufen. 

Nach schneller Fahrt durch das seit einigen Jahren wieder befahrbare Schuitengat legen wir um 16:55 Uhr mit „Schlepperhilfe“ des Hafenmeisters, der uns mit seinem Schlauchboot an das luvwärtige Päckchen drückt, als drittes Schiff im Päckchen im östlichen Hafenteil an. 

Wir sind froh, dass wir uns für Terschelling entschieden haben, trinken einen Anlegewein und machen uns danach auf den Weg ins Städtchen, wo wir ein kleines, aber nettes Restaurant zum Abendessen besuchen. 220 Euronen müssen wir auf den Tisch des Herrn blättern, eine Menge Geld für ein durchschnittliches Essen.

An Bord zurück geht es früh auf die Koje, morgen wollen wir um sechs Uhr los.

Freitag, 30.05.25
Pünktlich um 06:00 Uhr legen wir ab. Der Wind weht immer noch mit fünf bis sechs Beaufort aus West, genau auf den Kopf. Die ersten neuneinhalb Seemeilen aus dem Seegatt müssen wir deshalb Motoren. Dann setzen wir das einmal gereffte Groß und die Genua und gehen zunächst auf Nordkurs, um von den Untiefen westlich von Terschelling klarzukommen.

Wir reffen aus und fahren – verbotener Weise – schräg in das Verkehrstrennungsgebiet, was uns vertretbar erscheint, weil kaum Verkehr ist. Als wir fast aus dem VTG heraussind, ruft uns die niederländische Küstenwache und weist uns freundlich aber bestimmt auf unser Fehlerhalten hin. Wir wissen, dass wir in Deutschland dafür richtig zur Kasse gebeten worden wären und freuen uns, dass uns die Niederländer nur mündlich verwarnen.

Nach dem Passieren des VTG fallen wir auf Kurs 070° ab, reffen aus und baumen die Genua nach Steuerbord aus. So laufen wir den ganzen Tag mit Rauschefahrt bis zu 12 Knoten über Grund bei 15 bis 25 Knoten Wind vor dem Wind gen Osten, passieren alle friesischen Inseln und die Windparks nördlich von Borkum.

Am frühen Nachmittag gibt es einen Rührei-Snack mit Aufbackbrötchen, am Abend Hühnerfrikassée.

Um 21:00 Uhr sind wir mit dem frugalen Mahl fertig und wechseln die Wache. Bis 00:00 Uhr sind Jan und Christian dran; Jürgen, Christian und ich dürfen an der Matratze horchen. Einlaufen werden wir dann voraussichtlich kurz nach Mitternacht gemeinsam. Christian hat übrigens eine ganz neue Atemtechnik entwickelt, die er mit Joga-Übungen vergleicht. Er atmet – noch ganz normal – durch die Nase ein, aber durch den Hintern aus. Der einzige, der das zumindest ansatzweise und auch nur ein einziges Mal hinbekommt, ist Jürgen.

Leider verlässt uns kurz vor Mitternacht der immer noch genau achterliche Wind. Mit sechs Knoten scheinbarer Windgeschwindigkeit ist kein Staat zu machen. Außerdem hätten wir auch nichts dagegen langsam mal anzukommen. 

Also rollen wir zunächst die ausgebaumte Genua weg, werfen dann den Yanmar-Diesel an und bergen zum Schluss auch noch das Groß.

Inzwischen läuft die Tide wieder mit und trotz geringer Drehzahl laufen wir wieder sieben Knoten über Grund. Gegen zwei Uhr sollten wir wohl auf Helgoland einlaufen, wo wir uns gründlich ausschlafen können.

Ein erstes Fazit können wir ziehen: Das Boot ist prima und übererfüllt unsere Erwartungen. Es ist viel schneller als erwartet, hat ein fantastisches Seeverhalten und macht trotz 14 Tonnen Gewicht echt Spaß. Außerdem haben wir eine sehr lustige und prima harmonierende Crew. Was will man mehr?




28.05.2025: Bootstaufe

Viele Zweifler (zu denen ich in den letzten Tagen zugegebenermaßen auch selbst gehörte) haben nicht geglaubt, dass unsere NYALA tatsächlich bis zu meinem Geburtstag fertig würde. Sie hatten Unrecht! Pünktlich um 15:00 Uhr waren (fast) alle Restarbeiten abgeschlossen und Werftcrew, meine Exfrau Ina und meine Tochter Maya, Guido Engels und die Überführungscrew bestehend aus Christian Paschen, Jürgen Breuer und Jan Kuffel klar zur Taufe. Lediglich die Taufpatin Mila de Vries fehlte noch. 

Unmittelbar nach ihrer Ankunft konnten wir die Zeremonie durchführen. Nach einer Dankesrede von mir an die Werftmannschaft konnte Mila, die zauberhafte Tochter von Werftchef Marc, unser neues Boot auf den Namen "Nyala" taufen. Das hat sie sehr liebevoll und ganz prima gemacht. Danach hat sich die Gesellschaft in die Werfthalle verholt, wo wir den Neubau bei Fassbier und Grillfleisch ausgiebig gefeiert haben.

Auch Lars van den Berg hat eine sehr schöne und emotionale Rede gehalten, die mich zu Tränen gerührt hat. Ja, auch ich habe in ihm einen neuen Freund gefunden und bin stolz darauf!

Die Party hat allen wohl richtig gut gefallen und die meisten, ganz besonders die 20-jährige Bootsbauerin Julia, haben mich beim Wort genommen. Keiner ist nüchtern nach Hause gegangen. Noch am Abend haben Lars und Marc die letzten Restaurbeiten erledigt.

Es war ein ganz toller Tag für alle Beteiligten.  Am Mittwoch sind wir dann um 12:00 Uhr zur Jungfernfahrt ausgelaufen. Darüber berichte ich später. Hier ein paar Bilder von der Taufe...




25.05.2025: ToDo-Liste ist wieder länger geworden

Nachdem ich mich gestern von morgens um sechs bis nachts um 03:45 Uhr um diverse "seemännische Arbeiten" gekümmert habe - so bezeichnet mein Freund und ehemaliger Skipper Harm Müller-Röhlck  alle Arbeiten an und unter Deck, die der Sicherheit, Zuverlässigkeit und dem flotten Vorwärtskommen dienen - ist die Yacht fast seeklar.

Gestern habe ich nicht nur meinen schönen Flaggenstock noch zweimal geschliffen und lackiert. In der Achterpiek habe ich eine Halterung für die diversen Leinen und Schoten hingehängt, "Aufhalte-Gummis" für jeden Backskistendeckel gebastelt, 18 klappbare Kleiderhaken im Boot verteilt und last but not least mal gründlich staubgesaugt. Zum Staubsaugen haben wir jetzt statt dem Dyson Akku-Handstaubsauber einen beutellosen 230V-Testsieger von BOSCH an Bord, der richtig gut ist.

Positiv beeindruckt hat mich beim Blick unter die Bodenbretter wie sauber alles verlegt ist. Es fehlen allerdings immer noch viele Dinge, insbesondere aber die Segel. Auch der Autopilot - mit dem ich mich heute mal etwas intensiver beschäftigt habe - streikt (hoffentlich) noch.

Richtig ärgerlich ist, dass die Abdichtung des Backskistendeckels an Steuerbord völlig zu wünschen übrig lässt. Ich bin sicher, dass es bei überkommendem Seewasser schon bei moderater Lage nach Steuerbord zu ernsten Problemen kommen wird. Heute ist mir allerdings eine Idee gekommen, wie man dieses Problem zumindest provisorisch - damit ist bis zum Winterlager gemeint - in den Griff bekommen könnte. Mir ist ein Rätsel, was sich der Bootsbauer, der diesen Mist zu verantworten hat, dabei gedacht hat.

Heute wollte ich eigentlich mit dem Einstauen des ganzen Geraffels anfangen, was in der Halle steht. Eigentlich sollte Marc heute hier sein. Leider hat er sich das wohl anders überlegt, was zum ziemlich nutzlosen Vertändeln des wertvollen Tag gefürht hat. Ich habe dann mal die Auftragsbestätiung mit dem Ist-Zustand verglichen und bin auf ein paar Dinge gestoßen, die nicht wie bestellt ausgeführt wurden.Das wird dann wohl morgen früh diskutiert werden. Statt das Boot auszurüsten habe ich mir dann selbst noch einen richtigen Bock geschossen. Beim Saubermachen der Schapps habe ich den Tresor (mit beiden Schlüsseln drin und noch ohne Strom) versehentlich verriegelt. Mal sehen, wie ich das Ding wieder aufbekommen soll...

Inzwischen halte ich es für gut möglich, dass wir erst mit einem Tag Verspätung, also am Donnerstag hier wegkommen werden, was mich ziemlich ärgert...

Herzliche Grüße



Kiki




22.05.2025: Die ToDo-Liste wird merklich kürzer

Heute gab es überwiegend erfreuliche Neuheiten. Wie auch schon in den letzten Tagen rückte die Werftcrew und - über den Tag verteilt - auch ein paar Zulieferanten an, die (unter anderem) die folgenden Arbeiten erledigt haben:

- Halterung für Gläser angefertigt und lackiert

- Zwischenböden für Oberschränke im Salon mit Schlingerleisten angefertigt

- Aufteilungen für Pantryschubladen angefertigt (werden bei Bedarf selbst montiert

- Padeyes für Spinnakerschoten montiert

- Füllstücke für "Koje" unter dem Dodger angefertigt und zum ersten Mal lackiert

- Halterung für Thermoskannen erdacht und angefertigt, müssen nur noch lackiert werden

- Weitere Checks Elektroinstallation

- Handläufe am Niedergang und Schlingerleisten an Ablage neben dem Niedergang angefertigt und montiert

- Halterungen für Feuerlöscher teilweise angefertigt und montiert

- 230V-Steckdose in begehbarer Backskiste für Gefrierbox montiert und angeschlossen

- Starlink installiert und getestet

- Verdunklungs-Plissés an den Fenstern im Salon, WC, Achterkabine


Ich selbst habe mich um die folgenden Arbeiten gekümmert:

- Abdichtung Durchführung Vorstag vorbereitet (in den Ankerkasten passen nur gertenschlanke Menschen)

- Anfertigung Travellerschoten und Leinenverstellung für Genuaschoten (Rückholgummis kommen morgen)

- Gemeinsam mit Lars Namenszüge auf dem Großbaum montiert

- Heimathafen und Vereinskürzel vom Spiegel entfernt (werden neu in größerer Schrift gemacht)

- Anfertigung Halterung für Hydraulik-Pumpenschwengel aus Teak

- Anfertigung neuer Flaggenstock aus Kambala (siehe Fotos, ist noch nicht ganz fertig)

- Montage Padeyes und Blöcke für Spischot mit Aufstellgummis

- Update ToDo-Liste

- diverse Besprechungen mit Marc, Lars und deren Mitarbeitern

Es war insgesamt ein sehr schöner, harmonischer und erfolgreicher Tag miz einigen positiven Nachrichten. Morgen werden die Teppiche verlegt und mit Glück auch die Polster für Salon und Kartentisch, sowie diverses Kleinmatterial geliefert. Dennoch gab es auch ein paar weniger schöne Dinge:

Beim Platzieren der Schotblöcke für Spinnaker und Gennaker fiel mir auf, dass man mit normalen 10"-Winschkurbeln an den 46er Secondary-Winschen im Cockpit (z. B. für Spi/Genakerschot, Großschot, Genua-Außenschot) nicht "rundkurbeln" kann, weil die Kurbeln dabei am Heckkorb anschlagen. Der Grund dafür liegt daran, dass ich keinen wirklich langen Heckkorb haben wollte. Dass das aber einen solchen Kompromiss erfordern würde habe ich nicht erwartet und schon gar nicht damit gerechnet, dass die Werft das gar nicht soooo schlimm findet.

Direkt darauf angesprochen musste Lars aber zugeben, dass er das auch bemängelt hat. Nun war guter Rat teuer. Aber für alles gibt e eine Lösung. Ich habe vorgeschlagen, dass sich die Werft zu einem erheblichen Teil an einem neuen E-Winscher (elektrische Winschkurbel) beteiligt, was angenommen wurde. Ebenso ist bisher weder meine Bestellung bei Frisch (für die Harken-Rutscher am Vorliek des Großsegels) noch die bei Lindemann bestellten 125m dicker Festmacher eingetroffen.


Für mich besonders schön war die Anfertigung eines neuen Flaggenstocks in dänischem Design. Der Standardstock aus Esche mit Mahagoniknopf gefiel mir nicht wirkich gut. Ich habe Marc dann gefragt, ob ich mir aus einem Stück Kambala selbst einen bauen darf, was er sofort bejaht hat.

Als ich den Rohbau fertig hatte, wollten gleich beide Werftchefs auch so enen schönen Flaggenstock haben, was ich aber aus Zeitgründen ablehnen musste. Jetzt muss das Ding noch am unteren Schaftende exakt rundgehobelt werden.

Beim Schreiben des Blogs ist es jetzt 01:30 Uhr in der Nacht, zufrieden falle ich in die Koje.. Unten findet ihr die aktualisierte ToDo-Liste und ein paar Fotos von herute:








21.05.2025: So much Work to do!

Nachdem ich gestern von guten Fortschritten berichtet hatte, lag ich in der letzten Nacht lange wach und habe überlegt, was schon erledigt ist und was noch zu tun ist. Beim Hellwerden bin ich dann aufgestanden und habe systematisch die Punkte aufgelistet die in den Bereichen Deck, Ausbau, Elektrik und Elektronik noch erledigt werden müssen. Um halb sieben habe diese - fast 80 Punkte umfassende -  Liste (siehe PDF-Datei unten) per Email an beide Werftchefs geschickt und um eine kurze Besprechung nach der Frühstükspause gebeten.

Etwa eine halbe Stunde später kam Marc mit meiner Liste an Bord - ohne Bestätigung des Gesprächstermin. Alle Mitarbeiter wussten jedoch schon von der Liste, offensichtlich hat Lars gleich einigen Mitarbeitern Aufträge dazu erteilt. Einige Punkte hat er mir auch zur Erledigung zugedacht. Der schwierigste davon ist die Abdichtung der Vorstagsdurchführung durch das Deck für die ich nur eine recht unbefriedigende Lösung gefunden habe und nicht einmal sicher bin, dass diese dann auch funktionieren wird.

Immer wieder wurde ich heute von den Chefs oder MItarbeitern gefragt, wie ich denn dieses oder jenes Problemchen gelöst haben möchte. So bin ich zum Beispiel viermal schon auf dem Weg ins Werftlager gewesen, um die Töpfe, Pfannen und Gläser zu holen, um die Aufteilung der Schubladen zu überlegen, das Geschirr hatten wir gestern schon provisorisch eingeräumt. Immer wieder wurde ich durch Zwischenfragen unterbrochen.

Am Nachmittag haben wir dann einen guten Platz für die recht große, SOLAS-zertifizierte, Rettungsinsel gesucht. Alle Ideen von Lars und mir waren entweder aufgrund des Platzbedarfs oder aber wegen Einschränkung der Sicht nach vorn durch den Dodger wenig praktikabel. Schließlich haben wir uns entschlossen, die Rettungsinsel unten in der Segellast zu lagern und mit dem Spinnaker, Gennaker und der Kutterfock zu begraben - wohlwissend, dass die Insel eigentlich im direkten Zugriff sein sollte. Mein Argument, dass Menschen mit Angst besonders schnell und stark sind hat auch Lars überzeugt. So ist die Insel wenigstens nicht der starken UV-Strahlung ausgesetzt und bleibt im Normalfall relativ trocken. 

Ich habe dann ein kleines Heißgeschirr gespleißt, an dem man das Ding aus der Segellast hieven kann. Zwischendurch waren die Persenningmacher da, die mit "Rohbau-Bügeln" für das Bimini-Gestänge bewaffenet waren. Auch das Biminigestänge ist nicht ganz trivial, weil auf dem Cockpitsüll auf beiden Seiten drei Winschen stehen, bei denen man mit der 10"-Kurbel ja möglichst "rundkurbeln" können soll. Das führt dann dazu, dass die Bügel so platziert werden müssen, dass der Einstieg vom Deck kommend ins Cockpit relativ eng wird.

Auch die Höhe reduzieren wir von zunächst angedachten 2,00 m auf 1,86m. Die meiste Zeit steht man(n) ja nicht im Cockpit und Frau passt immer aufrecht stehend darunter. Die hohe Version hätte miserabel ausgesehen.

Um 16:00 Uhr macht die Belegschaft Feierabend und hinterlässt einen echten Saustall unter Deck, was ich nicht lustig finde. Auf der anderen Seite ist mir das immer noch lieber, als wenn die Bootsbauer und Tischler schon eine halbe Stunde später aufhören zu arbeiten, weil sie aufräumen sollen. Lars und arc arbeiten bis 19:00 Uhr weiter. Gemeinsam besprechen wir noch ein paar Detaillösungen. Immerhin haben die Chefs ihren Kram halbwegs ordentlich weggeräumt.

Nachdem alle von Bord sind fällt mir auf, dass ich seit sechs Uhr am Morgen nichts mehr gegessen habe und in der Frühe war es auch nur eine Zimtschnecke von vorgestern. Also setze ich mich auf mein Bordfahrrad und radle ins Dorf zur nächsten Snackbar, wo ich mir ein "Schnitzel speciaal" mit geschmorten Paprika, Champignons und Zwiebeln, Pommes und einen kleinen Salat gönne. Als Appetizer gibt es vorweg ein Frikandel Speciaal, pappig und fleischarm wie immer und überhaupt nur dank einer Menge Zwiebeln, Mayo und Currysauce überhaupt genießbar.

Zurück an Bord wird es Zeit für ein größeres Geschäft - noch ohne Tür vor dem WC. Beim Hinsetzen auf die Schüssel stoße ich mir ordentlich an einem der Edelstahlriegel des zu öffnenden Fenster den Kopf und ziehe mir eine gottlob nur leicht blutende Platzwunde auf der Schädeldecke zu.

Nach dem Nachbearbeiten der heute gemachten Fotos und Blog-Schreiberei ist es 23:00 Uhr, Zeit für die heute wohlverdiente Koje. Vorher nehme ich die erste Dusche an Bord, was nach drei Tagen Katzenwäsche dringend erforderlich ist. Ich kann mich schon selbst nicht mehr riechen... Leider gibt es in der Werft momentan nur eine Kaltwasserdusche, weil der Boiler streikt.

Mit knapp 19 Stunden war das heute ein endlos langer Tag...








20.05.2025: Es geht gut voran...

Am Montag gleicht die NYALA einem Ameisenhaufen. In der Achterpiek passt ein Werftmitarbeiter geduldig und sehr akribisch die Bodenbretter an, unter Deck macht eine Bootsbauerin die Stauräume sauber, zwei weitere bauen Möbelteile ein und an Deck verbohrt ein weiterer Bootsbauer die Relingstützen mit den Füßen und fertigt später dann die Relingsdurchzüge an.

Auch Vester und Marco von Tuned Riggs sind inzwischen vor Ort und bauen den wunderschön gebauten Axxon Mast zusammen. Ich hatte ja schon auf der Baltic und der Olsen sehr schöne Carbonmasten von Nordic (heute Southern Spars), der neue Mast ist aber in vielen Details noch mal eine ganze Spur schicker. Stören tut mich nur ein kleiner „Dracula Spars“-Aufkleber am Mastfuß, der wohl eher scherzhaft gemeint ist und auf die transsylvanische Herkunft von AXXON hinweist. Dieser Sticker wird gleich entfernt.

Nici und ich entladen die Ladung von Zugfahrzeug und Anhänger auf ein fünf Paletten um, die wir in die Werkhalle stellen dürfen und fahren dann gemeinsam nach Sneek, um dort ein paar Einkäufe zu machen und schon mal zu schauen, wo der Bahnhof ist. Auf dem Rückweg holen wir noch bei Jaarsma die Matratzen für die Vorschiffskoje ab, die wir kaum ins Auto bekommen.

Am Nachmittag überlege ich mit Lars, wie wir die von mir bemängelten Dinge aus der Welt bekommen und finden auch hier für alles eine gute Lösung, mit der wir beide leben können. Die fehlenden Ventilatoren und die zusätzlichen Taster für die Elektrowinschen hat Marc auch schon bestellt. Am frühen Abend steht auch der Mast provisorisch.

Als wir unsere Beratschlagung beendet haben ist auch die Platte des Salontisches eingebaut und der Tisch zeigt sich zum ersten Mal in voller Größe und Funktion. Total gut! Zum Herausholen von Getränken und Zubehör für das Frühstück braucht keiner mehr aufstehen...

Beim Messen der Vorstagslänge fällt den Riggern auf, dass der durch den Steven geschraubte Pütting für das Vorstag modifiziert werden muss, damit die Unterdeckstrommel der Rollgenua vernünftig fluchtet, was sie momentan nicht tut. Auch das ist kein größeres Problem.

Leider haben alle Fallen statt der von mir ausdrücklich bestellten acht nur zwei Meter Überlänge, zu wenig, um sie mehrfach kürzen zu können. Ich schlage vor, dass Vester – statt alle Fallen auszutauschen – drei Reservefallen in ausreichender (maximaler) Länge liefert, womit das Thema für mich erledigt ist. Wir sind beide zufrieden, dass wir auch in diesem Punkt eine pragmatische Lösung gefunden haben.

Um 19:00 Uhr fahren Nici und ich ins Dorf, um den Tag in einem netten Restaurant zu beenden und diesen zwar anstrengenden, aber für uns dennoch sehr schönen Tag bei einem guten Essen ausklingen zu lassen. Unser leckeres Schollenfilet genießen wir in der langsam untergehenden Sonne bei einem leckeren Glas Weißwein. Wir können noch kaum fassen, dass unser Traumboot fast fertig ist und wir gleich das erste Mal in unsere kuschelige Koje steigen dürfen.

Zurück an der Werft treffen wir Lars und seine Frau, mit denen wir dann auf der Breehorn 48 „Laaxum“ von Lars noch die von Lars am Nachmittag an Nici übergebene Flasche Chardonnay trinken. Gegen halb elf geht es auf die Koje; Nici muss morgen spätestens um fünf losfahren, weil sie in den nächsten Tagen noch eine Menge zu erledigen hat.


Der Dienstagmorgen startet mit guten und schlechten Nachrichten. Die gute Nachricht ist, dass die Fenster für den Dodger endlich auf dem Weg nach Woudsend sind und eigentlich spätestens am Freitag an der Werft eintreffen sollten. Auch der Pütting für das Vorstag ist schon modifiziert worden und kann wieder eingebaut werden.

Um nicht nur dumm rumzustehen und kluge Kommentare abzugeben beschrifte ich schon mal die Hebelklemmen am Mast, lege mir die von mir gewünschten Favoritenseiten auf den Raymarine i70-Multifunktionsanzeigen an und fertige mir eine ganze Anzahl von Loops, mit deren Hilfe ich die Fall-schäkel in der Fußreling einhängen kann, ohne die Alu-Fußreling zu vermacken.

Gegen Mittag kommen auch Vester und Marco an, die zunächst das Vorstag zusammenbauen und einhängen. Danach ist erst die Hydraulik dran und ein paar kleine Restarbeiten sind auch noch am Rigg zu machen. Nach der Ankunft der Rigger fällt mir auf, dass ich heute bisher nur ein „Nuttenfrühstück“, bestehend aus Zigaretten und Cola hatte. Jetzt gönne ich mir auch ein Päuschen und schmiere mir ein paar ordentliche Butterbrote.

Beeindruckend für mich ist die unglaubliche Ruhe, mit der alle Mitarbeiter zu Werke gehen. Keine Hektik und gar keinen Stress aufkommen lassen… Ganz gemütlich geht der Nachmittag rum und irgendwann sind auch die Rigger mit Ihrer Arbeit fertig. Ich freue mich schon auf die erste Dusche unter Deck, die ich mir heute mal gönnen werde...

Unten findet Ihr ein paar Fotos der letzten beiden Tage...

Herzliche Grüße,



Kiki




18.05.2025: "NYALA" schwimmt!

Gegen 13:00 Uhr kommn wir nach dreistündiger Fahrt mit dem Anhänger in Woudsend bei Breehorn an und wundern uns zunächst, das das Einfahrtstor der Werft schon offen ist. Als ich auch noch auf der Wasserseite ein offenes Hallentor sehe schwant mir, dass unser Boot schon schwimmen könnte, weil es zumindest nicht sofort sichtbar in der großen Werkhalle steht.

Nachdem wir um das Gebäude gefahren sind (um den Anhänger abzustellen) sehen wir, wie das Hallentor gerade zugefahren wird. Nach kräftigem Hupen geht das Tor wieder auf und Marc kommt uns - mit einem Becher Gelcoat bewaffnet leicht grinsend entgegen.

Tatsächlich schwimmt die "NYALA" seit einer guten Stunde und ist wohl auch dicht. Eigentlich muss Marc sofort weg, weil er mit seiner Familie zu einer Geburtstagsfeier muss. Dennoch nimmt er sich kurz Zeit und geht mit uns unter Deck, um einen Blick ins Schiff zu werfen. Inzwischen sind auch die Toilette, der Herd und der Sockel vom Tisch eingebaut. Im Sockel lacht uns der große zweite Kühlschrank an, der direkt über die Tischplatte zugänglich sein wird. Super!

Im Vorschiff gewinnen wir einen ersten Eindruck von unserer wirklich fürstlich großen Vorschiffskoje. Bedenken hatte ich bei den nach oben zu öffnenden Hängeschränken, weil ich Sorge hatte, dass diese sich bei Lage von selbst öffnen könnten. Diese Sorge war aber absolut unberechtigt, weil die Werft sehr solide und gut bedienbare Verschlussbeschläge völlig unsichtbar (unter den Schrankböden) eingebaut hat. Solche Beschläge habe ich bisher noch auf keinem Boot gesehen, eine wirklich exzellente Lösung.

Auch das Deckslayout überzeugt mich. Das Steuerrad ist groß genug, um auch von der Kante oder in Lee sitzend vernünftig steuern zu können, dazu ist das Ruder überraschend leichtgängig. Klasse.

Allerdings fallen mir auch ein paar Kleinigkeiten auf, die in den nächsten Tagen noch modifiziert werden müssen:

- Die Bedienknöpfe der elektrischen Genuawinschen sind für den Steuermann nicht zugänglich, weil an der Achterkante des Dodgers montiert

- Der Namenszug auf dem Spiegel ist mir zu klein (kann aber so bleiben)

- Der Bugspriet ist mir zu klobig und außerdem fehlt die besprochene und bestellte Bugleiter, um bequem vom Steg an Deck zu kommen

- Am Kopfende der Vorschiffskoje fehlt mittschiffs noch ein kleiner Tritt, damit auch Nici bequem aus ihrer Koje und wieder rein kommt

- Die Festmacher sind mir zu dünn

Leider dürfen wir den Anhänger noch nicht leer machen und an Bord verstauen, weil morgen noch einige Tests gemacht werden sollen. Wir hoffen, dass wir das zumindest dann morgen Abend erledigen können, bevor Nici wieder nach Hause fährt. Deshalb fahren wir nach einer Stunde an Bord (und vor und neben dem Schiff) weiter nach Heeg, wo uns Nici ein Zimmer in einem schnuckeligen Hotel an einem kleinen Kanal mit Blick aufs Wasser gebucht hat.

Bevor ich gleich ein Mittagschläfchen mache, wollte ich Euch noch ein paar Fotos in den Blog stellen. Ich bin überrascht, wie gut die Webseite inzwischen frequentiert ist. Allein gestern gab es 80 Besucher, die ich sehr gern auf dem Laufenden halte.

Herzliche Grüße aus Heeg


Kiki und Nici





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